Monate: Juli 2020

Theory of Mind: Ab wann können sich Eltern in Kinder hineinversetzen?

Das größte wissenschaftliche Rätsel: wieso können wir uns nicht mehr in Kinder hineinversetzen, wo wir doch alle selber mal eins waren? Nein, in der Überschrift ist kein Wortdreher. Andersherum wird dieses Thema wahrscheinlich häufiger von verzweifelten Eltern gegoogelt: „Ab welchem Alter können sich Kinder in andere hineinversetzen?“ Dahinter steckt nicht selten die Hoffnung, dass das Kind bald von selbst versteht, warum man es morgens manchmal eilig hat – und man sich die end- und fruchtlosen Debatten irgendwann einfach spart. Aber ich möchte in diesem Blogpost wirklich auf die Frage hinaus, wann Eltern sich eigentlich in ihre Kinder hineinversetzen. Ich denke nämlich, dass das wir Eltern das seltener tun, als es den meisten von uns bewusst ist. Und dass es häufiger einen Versuch wert ist. Vor allem Eltern von Kleinkindern kennen solche Situationen: Das Kind braucht STUNDEN, um sich Socken anzuziehen. Einfach nur SOCKEN!!! Fürs Frühstück muss es unbedingt der rote Teller sein, jede andere Farbe ist vollkommen inakzeptabel. wenn man dennoch darauf besteht, dass die Farbe doch keinen Unterschied macht, führt das bloß dazu, dass der ungewünschte Teller …

Die Zeit der sauberen Fenster ist vorbei

Morgens, halb zehn in Deutschland. Das Kind ist im Kindergarten. Der ganze Vormittag gehört mir (und dem Haushalt. Und dem Kochen. Und der Erledigung von nervigem Papierkram.) Ich will gerade mental die cleverste Strategie ausarbeiten, um die Aufgaben in sinnvoller Reihenfolge anzugehen, und das meiste aus diesem Vormittag herauszuholen. Ich gehe zum Fenster, der Blick nach draußen entspannt Augen und Kopf. Während ich in Gedanken die Einkaufsliste durchgehe, trifft mich fast der Schlag: Ich kann ‚draußen‘ gar nicht sehen! Nur verschwommen, durch die Schlieren hindurch, die augenscheinlich zigtausende kleiner Kinderhände auf dem Glas hinterlassen haben. Zu meiner gedanklichen To-Do-Liste addiert sich ein weiterer Punkt: Fenster putzen. Ich stöhne innerlich auf.  Dann sehe ich mir die Fingerspuren genauer an. Wie kann ein einziges Kind so viele Spuren hinterlassen? Oder, anders gefragt: Wie lange sind die Fenster eigentlich nicht mehr geputzt worden? Wie kann ein einziges Kind so viele Spuren hinterlassen? Ich überlege genauer: Als es letzte Woche ein Gewitter gab, stand ich mit dem Kind auf dem Arm am Fenster. Minutenlang. Gemeinsam haben wir uns angesehen, …